Die ältesten Aufzeichnungen der Bewohner des Thai-Königreiches Sukhothai, die über das Epos berichten, stammen aus dem 13. Jahrhundert. Anfangs wurde die Geschichte in Form von Schattentheatern (thailändisch หนัง, nang, deutsch: „Leder“) nachgespielt, ähnlich dem aus Indonesien bekannten Wayang Kulit. Dabei wurden die Charaktere der Erzählung in Form von flachen, aus Leder gefertigten, bemalten und an Holzstäben befestigten Schattenpuppen von den Puppenspielern vor einem beleuchteten Tuch bewegt, auf dessen anderer Seite die Zuschauer saßen.
Die bekannteste überlieferte Fassung ist unter der Aufsicht von König Phra Phutthayotfa Chulalok (Rama I., 1736–1809) entstanden, dem Begründer der bis heute in Thailand bestehenden Chakri-Dynastie, der zwischen 1797 und 1807 zeitweise an der Textgestaltung mitgewirkt hat.
Aus der Regierungszeit König Phra Phutthayotfa stammen auch die Malereien mit Darstellungen von Szenen aus dem Ramakian an den Wänden des Phra Rabiang (Wandelgang, Galerie), der den Wat Phra Kaeo in der Hauptstadt Bangkokumgibt. Sein Sohn Phra Phutthaloetla (Rama II., 1766–1824) verfasste eine weitere Version für Tänzer. Diese spezielle Form der höfischen Tanzkunst, Khon (Thai: โขน) genannt, hat ausschließlich Erzählungen aus dem Ramakian zum Inhalt. Die Tänzer tragen dabei kunstvolle Kostüme und Masken. Letztere dienen vor allem auch der Identifizierung der verschiedenen Charaktere.
Ursprünglich wurde der Khon-Tanz nur am Hof des Königs aufgeführt. Vor etwa 100 Jahren wurde diese Kunstform auch dem einfachen Volk vorgestellt und gehört mittlerweile zum Lehrprogramm des thailändischen College of Dramatic and Performing Arts. Anlässlich des 60-jährigen Thronjubiläums von König Bhumibol präsentierten 40 Tänzerinnen, Tänzer und Musiker den Khon-Tanz in einer Tournee vom 13. September 2006 bis zum 1. Oktober 2006 zum ersten Mal in Deutschland und der Schweiz. Heute wird der Khon-Tanz regelmäßig im Sala Chaloemkrung Royal Theatre in Bangkok aufgeführt.
Inhaltlich bestehen einige Unterschiede zum indischen Ramayana. Während die Erzählung in ihren Grundzügen jener des indischen Vorbildes entspricht, wurde beispielsweise die Rolle Hanumans, des Gott-Königs der Affen, erweitert und der Geschichte wurde ein Happy-End angefügt.
Das Ramakian von König Phra Phutthayotfa gilt als eines der Meisterwerke der thailändischen Literatur und hatte großen Einfluss auf deren Entwicklung. Es wird auch heute noch in den Schulen des Landes gelesen und gelehrt. Auch die darstellende Kunst, insbesondere die thailändische Tanzkunst, wurde davon beeinflusst. So gehen Khon und Nang, ursprünglich nur am königlichen Hof ausgeübte dramatische Künste, darauf zurück.
(zitiert nach Wikipedia)
